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Nachtleuchtende Wolken - Silberne Sommernächte im Norden

Nachtleuchtende Wolken (engl. noctilucent clouds, kurz: nlc) sind für mich eines der faszinierendsten Phänomene der Erdatmosphäre. Sie erscheinen buchstäblich wie aus dem Nichts, denn die Atmosphäre ist in der Höhe (ca. 83 km), in der sie entstehen, so dünn, dass dort eigentlich gar keine richtigen Wolken entstehen können. Nicht ohne Grund spricht man hier auch von der Grenze zum Weltraum. Der Luftdruck beträgt hier nur ca. 0,005 Promille des Bodendrucks! Bis heute kann sie auch niemand genau vorhersagen. Damit sich diese Wolken beobachten lassen, muss die Atmosphäre jedenfalls in 83 km Höhe bis auf -130°C herunterkühlen, was nur im jeweiligen Sommerhalbjahr über den Polen geschieht. Bei diesen eisigen Temperaturen - den kältesten auf der Erde überhaupt! - resublimiert auch das letzte Bisschen Wasser in der Luft zu winzigen Eiskristallen, die aber auch nur sichtbar werden, wenn die Sonne sie gerade so eben noch erreicht und der darunter liegende Teil des Himmels im Dunkeln liegt. Steht die Sonne zu hoch, überstrahlt das helle Himmelsblau die hauchdünnen Wolken um ein Vielfaches. Das ist bereits der Fall, wenn die Sonne noch etwa vier Grad unter dem Horizont steht. In der Literatur wird hierzu häufig -6 Grad Sonnenhöhe unter dem Horizont angegeben, meine eigenen Beobachtungen haben aber gezeigt, dass sie sich manchmal noch bei etwas höherem Sonnenstand beobachten lassen. Am Tage ist ihre Beobachtung aber absolut unmöglich, sie gehen im hellen Himmelsblau völlig unter.



Nachtleuchtende Wolken können trotz ihrer zarten Natur sehr beeindruckend erscheinen. In seltenen Fällen können sie extrem hell werden, sodass selbst ungeübte Beobachter auf sie aufmerksam werden und sich eventuell fragen, was sich da merkwürdiges am Himmel abspielt. Viele NLCs sind aber kaum sichtbar und manchmal nur unter Zuhilfenahme einer Kamera oder eines Fernglases nachweisbar. Beeindruckend ist aber auch in diesen Fällen: Die Wolken, die man sieht, befinden sich oft hunderte Kilometer entfernt im Norden über Norwegen oder Schweden und sind aus dieser riesigen Entfernung nur sichtbar, weil sie sehr hoch über dem Boden schweben. Viel höher als alle anderen Wolken und immer noch weit höher als jedes Flugzeug fliegen kann. Die Muster, die sie ausbilden, haben die oft verschiedensten und wunderbarsten Formen und auch oft beeindruckende Ausmaße. Sehr häufig sieht man Wellenformationen, deren Amplituden mehrere Kilometer erreichen können. Doch flöge man mit einem Raumschiff oder einer Rakete (das sind tatsächlich die einzigen Fortbewegungsmittel, mit denen das ginge) direkt durch sie hindurch, würde man sie wegen ihrer geringen Dichte gar nicht bemerken.

Manchmal können nachtleuchtende Wolken sehr weit nach Süden vordringen und sind dann sogar in südlichen Richtungen beobachtbar. Dies ist allerdings noch nicht vielen gelungen, da sie sich in dieser Richtung nur noch schwach vom Himmelsblau abheben und die Sonne schon relativ hoch stehen muss. Die Tage, an denen mir das bisher gelang, kann ich an einer Hand abzählen, während ich schon Dutzende Male insgesamt NLCs beobachten und fotografieren konnte. Bilder davon findet ihr weiter unten.
In seltenen Fällen können nachtleuchtende Wolken auch mit Polarlichtern zusammen beobachtet werden.

Hier einige meiner schönsten Aufnahmen nachtleuchtender Wolken:



Bilder von nachtleuchtenden Wolken am Südhimmel

Sichtung mit NLCs im Zenit und am Südhimmel am Morgen des 10.06.2013

270-Grad-Panorama aus mehreren Hochkantaufnahmen von ca.  Ost bis Süd


Zenit-Bilder mit 17 mm Brennweite (APSC), links wie visuell wahrgenommen, rechts nachbearbeitet zur Sichtbarmachung der Feinstruktur






Sichtung mit All-Sky-Display am Morgen des 28.07.2014

360-Grad-Panorama, Fisheye-Projektion:


360-Grad-Panorama, Mercator-Projektion


Das gleiche Panorama mit etwas mehr als 360 Grad mit eingezeichneten Grad-Markierungen. Jede horizontale Linie steht für zehn Grad Höhe, die vertikalen für die vier Himmelsrichtungen, wobei Norden von der zweiten Linie von links markiert wird, Süden entsprechen von der zweiten vertikalen Linie von rechts. Die roten Marker markieren auf dem Bild sichtbare Sterne (nur in der Originalgröße).



Fotografischer Nachweis nachtleuchtender Wolken am Südhimmel am 17.07.2017

Die nachfolgenden Bilder habe ich am Abend des 17.07.17 in Richtung Süden und zum Zenit hin aufgenommen, da aus Süddeutschland bereits NLCs gemeldet wurden, es in Kiel aber eigentlich noch zu hell am Nordhimmel war. Ich konnte selbst keinerlei NLCs sehen, dachte aber, dass sich evtl. per nachträglicher Kontrastanhebung Strukturen am Himmel nachweisen lassen könnten. Tatsächlich waren auf den Bildern nachher nachtleuchtende Wolken im Zenit und in südlichen Richtungen nachweisbar, die in Bayern tief am Horizont standen und somit etwa über Schleswig-Holstein und Niedersachsen lagen. Die konzentrischen Ringe und Kreise auf den Bildern entstammen der Optik und extremen Kontrasterhöhung. Die jeweils ersten Bilder sind bereits stark nachkontrastiert, was verdeutlicht, dass die NLC unmöglich mit bloßem Auge zu erkennen gewesen sein können. Erst eine zusätzlich darüber gelegte Unschärfemaske, die die Detailkontraste erhöht, kann den sicheren Nachweis erbringen.


Blick nach Süden, Bild mit Kontrasterhöhung
Blick nach Süden, Bild mit Kontrasterhöhung
Blick nach Süden mit Kontrasterhöhnung und Unschärfemaske
Blick nach Süden mit Kontrasterhöhnung und Unschärfemaske
Blick in den Zenit, mit Kontrasterhöhung
Blick in den Zenit, mit Kontrasterhöhung
Blick in den Zenit, mit Kontrasterhöhung und USM
Blick in den Zenit, mit Kontrasterhöhung und USM
Blick nach Süden, mit Kontrasterhöhung
Blick nach Süden, mit Kontrasterhöhung
Blick nach Süden, mit Kontrasterhöhung und USM
Blick nach Süden, mit Kontrasterhöhung und USM
Blick nach Süden mit Kontrasterhöhung
Blick nach Süden mit Kontrasterhöhung
Blick nach Süden mit Kontrasterhöhung und USM
Blick nach Süden mit Kontrasterhöhung und USM
Blick nach Süden mit Kontrasterhöhung
Blick nach Süden mit Kontrasterhöhung
Blick nach Süden mit Kontrasterhöhung und USM
Blick nach Süden mit Kontrasterhöhung und USM



Rekord-Display am 21.06.2019

Am Mittsommertag 2019 ereignete sich über ganz Mitteleuropa bis in den Mittelmeerraum ein NLC-Display, welches sämtliche zuvor gemachten Beobachtungen bei weitem buchstäblich in den Schatten stellte. Bereits etwa 20 Minuten nach Sonnenuntergang - bei einer Sonnendepression von gerade einmal -3,5° - wurden die ersten Schleier sichtbar und bedeckten in Kiel bald den gesamten Himmel. In allen Himmelsrichtungen und bis ca. 5 Grad über den Südhorizont waren NLCs sichtbar. Im Verlauf zogen sie sich in Richtung Norden zurück, erreichten dabei aber eine Helligkeit, die den Atem raubte. Ihr oberer Saum glühte bald feuerrot und selbst oberhalb des Terminators - der Grenze zwischen Erdschatten und direkt von der Sonne beleuchtetem Teil der Atmosphäre - waren sie noch einige Zeit sichtbar. Ein solches Display hat es nach Meinung zahlreicher langjähriger Beobachter zuvor nie gegeben, es kann wohl als historisch bezeichnet werden.
Ebenfalls erstaunlich war, dass nach Mitternacht fast nichts von ihnen zurückblieb und die Morgendämmerung war sogar gänzlich NLC-frei.



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DSC08228 Panorama
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DSC08228 Panoramaround
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DSC08144 (2)
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